Wenn Anita Straub auf das Eis tritt, fühlt sie sich frei. Ihr Bruder Andreas empfindet es ähnlich. Das Geschwisterpaar hat seine Leidenschaft für das Eistanzen gefunden und gehört inzwischen zu den besten Nachwuchspaaren Österreichs.
Seit Sommer 2021 laufen die 17-jährige Anita und der 20-jährige Andreas gemeinsam. Die Doppelstaatsbürger, die früher für Tschechien angetreten sind, vertreten nun Österreich und bereiten sich aktuell auf ihren vierten Auftritt bei der Junioren-Weltmeisterschaft vor. Nachdem sie in den vergangenen beiden Jahren das Finale der besten 20 verpasst haben, ist das Ziel dieses Mal klar: „Wir wollen in die Top-15“, sagt Anita selbstbewusst.
Sie trainieren beim Wiener Eislaufverein (WEG) unter der Anleitung von Trainerin Galina Churilova. Ihre harte Arbeit und Entschlossenheit haben sich bereits ausgezahlt: In der Saison 2024/25 konnten sie sich mehrere internationale Podiumsplätze sichern, darunter der 2. Platz beim Edge Cup in Katowice und der 3. Platz beim Challenge Cup in Tilburg. Zudem krönten sie sich 2025 zum Junioren-Meister von Österreich.
Ein starkes Team auf und neben dem Eis
Als Geschwister auf höchstem Niveau gemeinsam zu tanzen, sehen die beiden als Vorteil. „Ich bin froh, dass ich mit Andi laufe, weil ich ihm in den Hebungen total vertraue“, erklärt Anita. „Mit einem anderen Partner hätte ich vielleicht Angst.“ Auch Andreas schätzt die enge Zusammenarbeit: „Wir machen einfach alles zusammen – von Training und Off-Ice bis zur Wettkampfvorbereitung. Das gibt uns eine besondere Verbindung.“ Die Kommunikation zwischen ihnen sei dadurch oft leichter als mit externen Partnern.
Natürlich gibt es auch Meinungsverschiedenheiten, aber große Streits vermeiden die beiden bewusst: „Wir haben gelernt, dass Streiten uns nicht weiterbringt. Also setzen wir uns zusammen, besprechen die Dinge und finden einen Kompromiss“, erzählt Andreas. „Wir wissen inzwischen genau, was der andere erwartet und wie wir miteinander umgehen müssen.“
Fotogalerie von Anita und Andi Straub
Ein harter, aber lohnender Weg
Die Saison 2024/25 begann stark für das Paar: Bei ihren Junior-Grand-Prix-Auftritten zeigten sie solide Leistungen und holten erstmals Podiumsplätze auf internationaler Ebene. Der Erfolg kam nicht von ungefähr: „Die größte Veränderung war, dass wir im Sommer nicht verletzt waren und voll durchtrainieren konnten“, erklärt Andreas. „Wir waren auf vielen Trainingslagern in Kaunas und Ceska Lipa und haben unsere Programme früher als sonst vorbereitet.“
Trotz der Fortschritte lief nicht alles perfekt. Bei ihrem zweiten Grand-Prix in Ljubljana mussten sie wegen eines Hebefehlers wertvolle Punkte abgeben. „Das war bitter, weil wir dadurch keine Punkte fürs World Ranking bekommen haben“, erinnert sich Anita. Außerdem hatte sie mit einer Fußentzündung zu kämpfen, die ihre Trainingsphasen beeinträchtigte. Erst nach den Staatsmeisterschaften konnte sie schmerzfrei mit neuen Schlittschuhen weitermachen.
Ihr Stil: Eleganz und Freude auf dem Eis
Anita und Andreas haben inzwischen ihren eigenen Stil entwickelt, der von Eleganz und Freude geprägt ist. Ihre Programme sind darauf ausgelegt, das Publikum zu begeistern und für eine positive Stimmung zu sorgen. Dabei legen sie großen Wert auf die Musikwahl, die ihre Persönlichkeit und Ausstrahlung unterstreicht. Während manche Paare dramatische Inszenierungen bevorzugen, setzen sie auf Ausdruckskraft und Lebensfreude. Diese charakteristische Prägung ihrer Auftritte soll auch in Zukunft weiterentwickelt werden.
Auch ihre Vorbilder passen zu dieser Philosophie. Besonders inspirierend finden sie das britische Duo Lilah Fear und Lewis Gibson, die mit energiegeladenen Programmen das Publikum mitreißen. „Sie zeigen, dass man mit originellen Küren und echter Freude auf dem Eis punkten kann. Das wollen wir auch erreichen“, so Andreas.
Fokus auf die Junioren-WM
Die Junioren-WM in Debrecen ist der Saisonhöhepunkt. „Wir haben uns realistische Ziele gesetzt“, erklärt Andreas. „Der Finaleinzug ist unser erstes Ziel, und wenn alles gut läuft, ist eine Top-15-Platzierung möglich.“
Wichtig sei vor allem, die eigenen Programme so sauber wie möglich zu präsentieren. „Wir konzentrieren uns darauf, das abzurufen, was wir im Training zeigen“, sagt Anita. „Alles andere liegt in den Händen der Wertungsrichter.“
Die langfristigen Ziele bleiben ehrgeizig. Neben einer konstanten Weiterentwicklung streben sie eine Olympiateilnahme an. Eine Medaille für Österreich im Eistanzen auf den größten Bühnen des Eiskunstlaufens wäre für sie ein großer Meilenstein. Vielleicht sind sie diejenigen, die diesen Traum verwirklichen können.
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