Mental Health

Vorbereitung auf stressige Zeiten (6-2023)

Ferien, Urlaub und wettkampffreie Zeiten können dazu genutzt werden, um Abstand zu gewinnen und die vergangene Saison abzuschließen. Nehmt Euch aber auch dreimal pro Woche einige Minuten Zeit, um mental an Eurer Stress-Resistenz zu arbeiten. Dies könnt ihr durch das gedankliche „Neu-Programmieren“ von (Wettkampf-)Situationen, die Euch in der vergangenen Saison in Stress versetzt haben. Stellt Euch die Frage: Wie möchte ich künftig in einer solchen nerven-aufreibenden Situation reagieren? Lernt in Eurem inneren Erleben künftig gelassener zu bleiben, in dem ihr durchatmet und Euch ganz auf Eure Aufgabe als Läufer:in, Trainer:in oder Preisrichter:in fokussiert.

Sucht Euch zudem ein inneres Ruhebild: Das ist ein besonderer Platz vielleicht im Garten oder am Ferienort. Die intensive Erinnerung an diesen Ort macht ihn zu Eurem „Innerer Ruheort“, der mit Gefühlen der Sicherheit und Gelassenheit verbunden ist. Trainiert jetzt schon Euer Ruhebild, indem Ihr es mit allen Sinnen (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen..) immer wieder in Eurer Vorstellung abruft. Ihr könnt es künftig in Eure Wettkampf-Vorbereitung einbauen, um Nervosität zu regulieren oder um ruhig in einen vermutlich stressigen Tag zu gehen.

(c) Mag.a Christina Lechner

Mut zur Pause! (5-2023)

Es gibt meistens viele Ausreden, warum gerade keine Pause möglich ist: zu viel zu tun, Dringendes zu erledigen, bin schon spät dran usw. Doch es gibt noch viel mehr gute Gründe dafür, JETZT eine Pause einzulegen. Selbstverständlich wisst ihr im Leistungssport nur zu gut, dass die Muskulatur nach anstrengenden Trainingseinheiten Pausen braucht, um zu regenerieren. Genauso braucht unser Nervensystem regelmäßige Pausen, denn nur dann werden neue Verknüpfungen zwischen Nervenzellen gebildet, das Gelernte wird gefestigt – „konsolidiert“ wie es in der Fachsprache heißt. Da in der Pause Stresshormone hinunterreguliert werden, findet neben der geistigen auch die emotionale Erholung statt. Ohne Pausen überschwemmen Stresshormone unseren Organismus und behindern Lernen und Weiterentwicklung – ganz abgesehen von einer Reihe weiterer negativer Auswirkungen.

Die Pause erfordert nicht unbedingt einen absoluten Ruhemodus, sie sollte aber einen Kontrast zur vorigen Tätigkeit bilden. Nach dem Training Musik hören kann genauso entspannend sein wie ein lockerer Spaziergang nach einer anstrengenden Lerneinheit. Plant am besten Eure Pausen schon bevor ihr müde werdet: Zwischen Schule und Training, zwischen Training und Hausaufgaben oder einfach zwischendurch, indem ihr kurz „innehaltet“ und die Atmung kontrolliert. Aber HALT: bitte lasst das Smartphone in der Tasche, denn die dort gebotenen Bilder und Nachrichten aktivieren erst recht und machen die Wirkung der Pause zunichte.

 

(c) Mag.a Christina Lechner

Das ABC der Emotionskontrolle im Konflikt (4-2023)

Sicher kennt ihr Ausdrücke wie „Ich könnte schäumen vor Wut“ oder „Der Ärger schnürt mir die Kehle zu“. Oft sind es Konfliktsituationen, die Wut und Ärger über andere Personen in euch sprichwörtlich kochen lassen. Dabei sind Konflikte selbst nicht unbedingt negativ zu werten: Sie zeigen Verständigungs- und Veränderungsbedarf und können bei guter Lösung wertvolle Impulse für die weitere Zusammenarbeit bringen. Doch die oft stark empfundenen Emotionen erschweren den sachlichen Austausch, mindern Eure Leistungsfähigkeit oder rufen sogar körperlichen Beschwerden hervor.

Bemüht Euch daher um einen guten Umgang mit den eigenen Emotionen: Eine hilfreiche und rasch einzusetzende Möglichkeit ist die ABC-Regel: 

A wie ACCEPT bedeutet zunächst einmal die eigenen Gefühle anzuerkennen, so wie sie im Moment sind. 

B steht für BREATHE, also bewusstes Ausatmen (Tipp: mit der so genannten Lippenbremse könnt ihr wie ein Pferd schnauben und gleichzeitig etwas Stress rauslassen) und C für CONCENTRATE und damit für ein überlegtes Auswählen der nächsten Schritte.

 

(c) Mag.a Christina Lechner

Das ist NICHT MEIN Konflikt! (3-2023)

Wie oft habt ihr schon Aussagen gehört wie „Halte dich da raus“ oder „Misch dich nicht ein“. Leichter gesagt als getan, wenn vielleicht die Freundin und
Trainingskollegin gerade uneins mit Eurer Trainerin ist. Da fallen Euch sicher eine Reihe von Argumenten ein, warum die eine gefühlt im Recht und die andere im Unrecht ist. Mit Eurer ganzen emotionalen Kraft wollt ihr eine Seite im Konflikt unterstützen.

Doch unterstützt ihr sie wirklich, indem ihr den Konflikt noch mehr anstachelt?
Zudem kostet Euch ein solches gut gemeintes „Anfeuern“ eine Menge Energie und Konzentrationskraft. Viel hilfreicher wäre es, Eurer Freundin einmal in Ruhe zuzuhören und ihr Fragen zu stellen wie „Kannst du dir vorstellen, dass sich die andere Person durch diesen Konflikt auch belastet fühlt?“. Vor allem aber tut es den meisten Menschen emotionalen Ausnahmesituationen gut, wenn sie einmal ihr Herz ausschütten können.  Sie können sich damit selbst wieder beruhigen und bekommen den Blick frei auf eine Lösung, die vorher nicht zu entdecken war. Nicht zuletzt spart Ihr Euch damit Energie für wichtige Aufgaben im Sport!

PS:
An einigen Schulen beispielsweise wird das Prinzip des offenen und wertfreien Zuhörens übrigens mit gutem Erfolg in der Peer Mediation angewendet.

 

(c) Mag.a Christina Lechner

Resilienz-Training: „Die Räume des Lebens gestalten“ (2-2023)

Von vielen Seiten bekommen wir laufend Tipps, wie wir unsere Widerstandskraft gegenüber Krankheitserregern stärken können. Doch wie ist es um unsere seelische Widerstandskraft RESILIENZ bestellt? Gemeint ist die Fähigkeit, mit Krisen und Herausforderungen mental und emotional gut umzugehen. Tatsächlich kann Resilienz im wahrsten Sinne des Wortes trainiert werden und zwar gleich auf mehreren Ebenen: Eine Stütze der Resilienz ist das Erlernen einer angemessenen Kontrolle der eigenen Emotionen. Eine zweite Stütze ist die Fähigkeit alle Prozesse, die wir selbst nicht beeinflussen können, zu akzeptieren, vielleicht sogar in eine Distanz dazu zu gehen. Wer auf gedanklicher Ebene bei Problemen und Schwierigkeiten möglichst rasch von der „Problem-Analyse“ auf den Modus „Suche nach Lösungen“ umschalten kann, steigert damit ebenso die Resilienz.

Ebenso nützlich zur Stärkung der Resilienz: Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber sowie ein soziales Netz. Personen, die mich unabhängig von meinen Leistungen mögen, sind wahre Resilienz-Booster! Der Wiener Psychotherapeut Harald Mori vergleicht Resilienz-Training übrigens mit der Fähigkeit die Räume des Lebens gleichsam der eigenen Wohnung angenehm zu gestalten. Resilienz-Training ist also genauso individuell wie eine Wohnungs-Einrichtung, denn jeder mag andere Möbel oder Bilder. Zugleich ist es schön, andere zu besuchen und sich Tipps für die eigene „Einrichtung“ zu holen.

 

(c) Mag.a Christina Lechner

Krisenintervention als Chance (1-2023)

Jeder von uns hat es schon einmal erlebt: eine Situation überfordert uns völlig und wir wissen nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Wir fühlen uns hilflos, haben vielleicht Schuld- oder Schamgefühle und den Eindruck, dass seelischer Schmerz sogar schmerzhafter sein kann als eine körperliche Verletzung. Auslöser für Krisen im Sport können beispielsweise der Verlust eines Platzes im Kader genauso sein wie das bevorstehende Karriereende oder eine Verletzung, die eine Teilnahme an einer Meisterschaft unmöglich macht.

Genau dann hilft Krisenberatung oder Krisenintervention: Da ist zunächst ein wertschätzendes und geschultes Ohr, das unsere Sorgen ernst nimmt und niemals Vorwürfe macht. Alle den professionellen Krisenhelfern anvertrauten Informationen werden absolut vertraulich behandelt. Viele Menschen berichten nach krisenhaften Erfahrungen, wie sehr ihnen bereits dieses Aussprechen geholfen und den Druck genommen habe!

Danach gehen Krisenhelfer:innen mit Menschen in Krisensituationen die nächsten Schritte: Gemeinsam suchen sie einen gesunden Umgang mit dem Anlass der Krise oder helfen in der Neuorientierung. Denkt stets daran: sich Hilfe zu holen ist niemals ein Zeichen von Schwäche; vielmehr sind jene stark, die erkennen, wann und wo sie Unterstützung brauchen!

Mögliche Anlaufstellen für Krisenintervention bzw. Krisenberatung:

Kontakt Mag. Christina Lechner

Mag.a Christina Lechner

Sportpsychologin, Mediatorin und Vertrauensperson von Skate Austria.

Email: sportpsychologin@aon.at
Tel.: 0664 / 46 55 107