Maurizio Zandron: Der kunstvolle Erzähler auf dem Eis

Maurizio Zandron liebt die ästhetische Seite des Eiskunstlaufens. Im Wettkampf konzentriert er sich auf die Performance – nicht auf die Ergebnisse. Die passen vielleicht gerade deshalb.

Maurizio bei seinem Kurzprogramm während der ÖM 2023 im vergangenen Dezember. © GEPA Pictures, Patrick Steiner

Ein bisschen ist es bei Maurizio Zandron wie mit dem Wein. Mit dem Alter wird er immer besser. Die Jahre 2022 und 2023 waren wohl die besten seiner Karriere. Bei der WM 2022 holte er mit persönlichem Punkterekord (228,27) sein bisher bestes WM-Ergebnis (17.). Ein Jahr später folgte mit Platz elf in Finnland sein mit Abstand bestes Resultat bei Europameisterschaften.

Auch die Saison 2023/24 hat Zandron, mittlerweile 31 Jahre alt, stark und vor allem äußerst konstant begonnen. In allen vier internationalen Wettkämpfen, die er zwischen Oktober und Dezember bestritt, blieb er über der 200-Punkte-Marke. Zweimal gewann er. Die guten Ergebnisse haben Zandron sogar selbst ein bisschen überrascht. Denn die Vorzeichen vor dem Winter waren keineswegs optimal. Mit Egna in Südtirol fiel ein wichtiger Trainingsort weg. Da er in Innsbruck keine starken Trainingspartner hat, übt er nun hauptsächlich im weiter entfernt gelegenen Trient.

Maurizios Philosophie

Vor großen Wettkämpfen versucht Maurizio nicht zu viel Stress aufzubauen. Er fokussiert sich stets auf seine Performance, weniger auf Platzierungsziele. „Das ist meine Philosophie.“ Und seine Taktik ist es, auf anspruchsvolle Kombinationen statt auf Vierfachsprünge zu setzen. Den vierfachen Rittberger hat er zwar bereits geübt. „Aber es ist ein hohes Risiko, ihn im Programm zu zeigen. Für eine schöne Dreifach-dreifach-Kombination bekommt man viel mehr Punkte als für einen schlechten Vierfachsprung.“ Außerdem benötigt ein Vierfachsprung viel Trainingszeit und Energie.

Und in seinem Alter muss Maurizio mit den Kräften haushalten. „Die Regenerationszeit ist eine andere als bei einem 18-jährigen Burschen.“ Der Wahl-Tiroler hat gelernt, mit Köpfchen zu trainieren. „Ich versuche die Belastung zu reduzieren.“ Abseits des Eises setzt er auf Krafttraining. „Das hilft, um Verletzungen zu vermeiden.“ Seine Stärken sieht Maurizio in der Musikinterpretation, der Choreographie und den Schrittfolgen. „Die künstlerische Seite ist für mich die interessanteste am Eiskunstlaufen. Es ist spannend, Emotionen zu zeigen und eine Geschichte auf dem Eis zu erzählen.“

Für die Saison 2023/24 hat Maurizio ein sehr persönliches und innovatives Kurzprogramm einstudiert. Es geht dabei um die Aufs und Abs im Leben und darum, dass Chaos auch etwas Positives sein kann. „Ich wollte ein Programm machen, in dem es um mich geht.“

Dreigleisiger Start

Im Alter von sieben Jahren begann Maurizio in Bozen mit dem Rollschuhlaufen, ein Jahr später wechselte er auf’s Eis. Weil er ein sehr aktives Kind war, ließ ihn seine Mutter viele Sportarten ausprobieren. Und so betrieb er, bis er 13 war, neben dem Eislaufen auch noch Fußball und Skifahren. „Im Fußball war ich nicht besonders gut. Und Eislaufen hat mich am meisten fasziniert.“ Durch Maurizio kam auch sein jüngerer Bruder Marco, der später im Paarlauf für Spanien antreten sollte, zum Eiskunstlauf.

Mit 18 ging Maurizio nach Mailand, um dort acht Jahre lang zu trainieren und zu studieren. Seit 2018 läuft er für Österreich. Fünf Staatsmeistertitel hat er sich seither gesichert. Ob er nach der Saison 2023/24 weitermachen wird, weiß Maurizio noch nicht. Nach seiner Karriere will er sich vielleicht als Show-Läufer betätigen. „Ich habe so viele Jahre in den Sport investiert. Es wäre cool, wenn ich weiter eislaufen könnte.“ Denn eines steht für Maurizio fest: „Das Eislaufen ist meine Leidenschaft.“

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Maurizio abseits der Eisfläche