Mit vier Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Eiskunstlauf. Mit zwölf kam sie nach Österreich. Mit 17 feierte sie ihren größten Erfolg. Mit 19 wagte Olga Mikutina erneut einen großen Schritt. In Amerika will sie nicht nur im Eislaufen vorankommen.
Ein Mädchen spaziert im Garten, es hat Freude an der Natur. Plötzlich gerät es in einen heftigen Sturm. Aber danach erscheint ein Regenbogen. Ab nun will das Mädchen jeden Moment genießen.
Diese Geschichte erzählte die damals 17-jährige Olga Mikutina bei den Weltmeisterschaften 2021 in Stockholm. Es ist die Geschichte hinter dem damaligen Kürprogramm der Vorarlbergerin. Mit dieser Geschichte platzte Olga mitten in die Weltspitze, sie landete auf dem sensationellen achten Platz.
Die beiden Saisonen danach verliefen wechselhaft. Verletzungen und Krankheiten warfen Olga zwischenzeitlich zurück. Dennoch ließ sie ihr großes Talent immer wieder aufblitzen. So verbesserte sie sich mit einer starken Kürleistung bei ihrem Olympia-Debüt 2022 in Peking vom 18. Platz nach dem Kurzprogramm auf Endrang 14. In der Saison 2022/23 wurde Olga zu zwei Wettkämpfen der elitären Grand-Prix-Serie eingeladen. „Man fühlt sich sehr besonders, wenn man eine Einladung bekommt.“ In Frankreich und Japan belegte sie jeweils Rang zehn.
Bei den Europameisterschaften 2023 in Finnland lag Olga nach dem Kurzprogramm auf Platz vier. Die Medaille war in Reichweite. Aber in der Kür lief so ziemlich alles schief was schief laufen konnte. Olga fiel auf den zwölften Platz zurück. „Ich war mental nicht richtig eingestellt“, sagt sie. Auch bei den Weltmeisterschaften in Japan lief es mit Rang 19 nicht ganz nach Wunsch. Die Enttäuschungen hat sie abgehakt: „Was passiert ist, ist Vergangenheit. Jedes Mal passiert etwas Neues. Man weiß nie, was auf einen zukommt.“ Ein Jahr später fühlt sie sich stabiler, reifer und selbstbewusster.
Über den großen Teich
Vor der Saison 2023/24 hat Olga alles auf den Kopf gestellt. Nach der Matura in Vorarlberg suchte sie einen Ort, an dem sie Eislaufen und Studium perfekt unter einen Hut bekommen konnte – und fand ihn in Amerika. Seit Ende August lebt und trainiert die 20-Jährige in New Jersey. An der Montclair State University studiert sie Business/Administration. „Ich habe mich riesig gefreut, dass ich aufgenommen wurde.”
Die Eishalle ist zehn Minuten vom Campus entfernt. Olga trainiert gemeinsam mit dem israelischen Nationalteam unter den renommierten Coaches Galit Chait, Aleksei Bychenko und Evgeni Krasnopolskiy. „Die Trainingsbedingungen sind gut“, sagt sie. Für Wettkämpfe fliegt sie immer wieder nach Europa. Begleitet wird sie dabei von Elena Romanowa, die nach wie vor Olgas Haupttrainerin ist. Mit der Ukrainerin absolviert Olga aber auch Online-Trainingseinheiten.
Das Lebensgefühlt in den USA gefällt der 20-Jährigen. Die meiste Zeit verbringt sie zwar am Campus oder auf dem Eis. „Aber ich mag es, dass man am Wochenende nach New York fahren kann.“ Der Schritt nach Amerika war nicht der erste große Schritt in Olgas jungem Leben. Im Alter von zwölf Jahren kam sie mit ihrer Mutter nach Österreich. Seit 2020 ist Olga österreichische Staatsbürgerin. Mit vier Jahren hatte sie in ihrer Heimatstadt Charkiw mit dem Eislaufen begonnen. Olga hatte sofort Freude an dem Sport und wollte unbedingt weitermachen.
Liebe zum Eiskunstlauf
Am Eiskunstlaufen gefällt Olga einfach alles. „Jedes Element ist einzigartig. Ich mag, wie man alles in einem Programm verbindet und es so aussehen lässt, als wäre es einfach.“ Olga will jeden Wettkampf genießen und ihre Programme „so gut wie möglich laufen – mit Ausdruck, mit Selbstbewusstsein und mit meiner Seele“.
Natürlich belastet sie der Krieg in der Ukraine, von dem ihre Geburtsstadt Charkiw schwer betroffen ist. Aber sobald sie auf’s Eis geht, versucht sie alle Gedanken abzuschalten – „egal, ob es um die Ukraine geht oder um Privatsachen. Ich will mich einfach auf mein Programm und meine Musik konzentrieren.“ Olga will jeden Moment auf Eis genießen – so wie das Mädchen in der Geschichte ihrer Erfolgskür.